Der Hotelier Edit: Almut Cordt, Geschäftsführerin, BOUTIQUE HOTEL ATRIUM MÜNCHEN
In Zusammenarbeit mit HotelPartner Revenue Management hat sich das Team der Independent Hotel Show mit Almut Cordt, Geschäftsführerin, BOUTIQUE HOTEL ATRIUM MÜNCHEN. Almut begann ihre berufliche Laufbahn in der Münchner 5-Sterne-Hotellerie, bevor sie für viele Jahre in leitender Funktion im Bereich des Elektronischen Zahlungsverkehrs tätig war. Ihre Leidenschaft für die Hotellerie gepaart mit einem profunden Verständnis für Technologie waren die perfekte Basis für die strategische Neuausrichtung des Familienunternehmens, das sie seit 2016 leitet. Ihre Erfahrung in den Bereichen Strategisches Marketing, Yield Management und Digitaler Vertrieb verbindet sie erfolgreich mit ihrer Leidenschaft für Kreativität und Leadership.
Erzählen Sie uns etwas über sich und Ihre Erfahrungen im Gastgewerbe oder erzählen Sie uns etwas über die Geschichte Ihres Hotels.
Unsere Familie betreibt das Boutique Hotel Atrium mittlerweile in 2ter Generation. 1986 eröffneten meine Eltern das Haus unter der Marke BEST WESTERN, mein Vater war damals Gründungsmitglied von BW Deutschland und wir blieben 30 Jahre Teil der BW Familie. Mit dem Generationswechsel haben wir uns am Markt neu strategisch positioniert und mit einem weinenden und einem lachenden Auge beschlossen, fortan unter eigener Flagge zu segeln. Begleitet von einer umfassenden Renovierung starteten wir im Frühjahr 2020 pünktlich zum Pandemie-Beginn mit einem „neuen“ Produkt in den Münchner Hotelmarkt. Wie für so viele meiner Kolleg:innen folgten Jahre der Unsicherheit und Existenzangst, begleitet von der Frage, ob der Markenaustritt den gewünschten Erfolg bringen wird oder nicht. Erst Ende 2022 hatten wir Gewissheit, dass die Entscheidung der Unabhängigkeit richtig war und sind heute glücklich und optimistisch unser Haus zukunftssicher aufgestellt zu haben.
Wie unterscheidet sich Ihr unabhängiges Hotel von den größeren Ketten und anderen unabhängigen Häusern in München?
Meines Erachtens liegt der größte Unterschied zur Kettenhotellerie in der Individualität, sowohl in Bezug auf die Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur als auch in Bezug auf Design und Gästeansprache. Als familiengeführtes Unternehmen haben wir schon immer größten Wert daraufgelegt, den Familiengedanken insbesondere auch auf unsere Mitarbeiter zu übertragen. Viele unserer Koleg:innen sind seit 1986 Teil unserer Hotelfamilie und empfangen unsere Gäste mit eben diesem Gefühl. Nur wer Wertschätzung erlebt, kann sie auch weitergeben. Im Vergleich zu anderen unabhängig geführten Hotels bringen wir langjährige Erfahrung aus einer kettenähnlichen Struktur mit. Definierte Leistungsstandards, Standard Operating Procedures und globale Vertriebsstrukturen sind in unserer DNA, ebenso wie die individuelle Gästeansprache und-betreuung. Wir bringen also das Beste aus zwei Welten zusammen, immer mit dem Ziel glaubwürdig und authentisch zu sein.
Was zeichnet München als Standort für unabhängige Hotels im Vergleich zu anderen deutschen Städten aus?
München ruft bei den meisten Menschen sehr positive Assoziationen hervor: beschaulich, weltoffen, sicher, tolerant, sauber, mehr Dorf als Großstadt. Touristen und Geschäftsreisende freuen sich bei uns zu sein und die bayerische Gastfreundschaft zu erleben, wo man sich selbstverständlich an einen Tisch mit Fremden setzt und sich nicht selten in geselligen Gesprächen wiederfindet. Diese Atmosphäre ist der ideale Rahmen für individuelle Hotels und Hotelkonzepte. Die Menschen suchen eher das Besondere als den austauschbaren Standard. Sie möchten den Flair unserer außergewöhnlichen Stadt auch in ihrem Hotel spüren und schon bei der Ankunft eintauchen in das München-Feeling. Wir versuchen immer am Puls der Zeit zu bleiben, was Interior Design betrifft und dabei den Bezug zu München zu behalten. Das fällt uns als unabhängiges Hotel wahrscheinlich leichter, da wir keinen Konzernvorgaben zur Markenstrategie unterworfen sind.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere in der Hotelbranche beginnen möchte?
Leider verzeichnen wir seit Jahren ein abnehmendes Interesse an unserer wunderbaren Branche. Daher möchte ich lieber eine generelle Empfehlung an potenzielle Berufseinsteiger abgeben: Gebt unserer Branche wieder eine Chance. Lasst Euch nicht abschrecken von Arbeitszeiten, die außerhalb der Büroöffnungszeiten liegen und Aufgaben, die auch körperlichen Einsatz und eine Dienstleistungsbereitschaft erfordern. Selbst heute nach 30 Jahren erzähle ich in meinem Freundeskreis die besten Geschichten, wenn ich aus meiner Erfahrung als Auszubildende zur Hotelfachfrau berichte. Der Zusammenhalt in einem Hotel-Team ist enorm, viele Koleg:innen sind neu in der Stadt und so findet man schnell zusammen. Gemeinsame Nachtschichten, Bankette an Neujahr nach zusammen erlebten Silvesterabenden, internationale Gäste und ja, auch manch eigenwilliges Erlebnis mit Gästen, schweißen zusammen machen den Berufsalltag abwechslungsreich und spannend. Nicht umsonst spielen die erfolgreichsten Fernsehserien in Hotels.
Wer sich also für unsere Welt entscheidet, taucht ein in ein starkes Netzwerk und sammelt Erfahrungen, die für jeden Arbeitgeber anderer Branchen von Vorteil sind, sollte die Familienplanung einmal einen Abschied aus der Branche erforderlich machen. Aber auch das muss nicht mehr unbedingt sein: in unserem Haus versuchen wir innerhalb des Teams immer eine Lösung zu finden, individuellen Bedürfnissen unserer Koleg:innen Rechnung zu tragen – wie in jeder Familie.
Welche Revenue-Management-Strategien haben sich für Ihr unabhängiges Hotel in München am besten bewährt?
Im Gegensatz zu Individualhotels in reinen Tourismusregionen ist es für uns als Stadthotel unabdingbar, die komplette Bandbreite des digitalen Vertriebs und Yield Managements zu verstehen und zu nutzen. Wir versuchen konstant auf dem Laufenden zu bleiben, welche Tools zur Verfügung stehen und setzen dabei selbstverständlich auf starke und vertrauensvolle Partner. Nicht nur die Sicherstellung einer einwandfreien Guest Journey, sondern insbesondere auch das Revenue Management ist sehr komplex geworden. Ohne die Expertise unserer Partner würden wir unser Potenzial nicht voll ausschöpfen können. Das ist aber wichtig, um gestiegenen Kosten begegnen und leistungsgerechte Löhne bezahlen zu können. Hinzu kommt, dass wir in der Hotellerie leider keine Lagerungsmöglichkeit unseres „Produkts“ haben. Das Hotelzimmer, das heute Nacht nicht verkauft wird, wird nie wieder verkauft. Daher beobachten wir rollierend den Markt der nächsten 365 Tage und leiten daraus unsere Pricing- und Vertriebsstrategie ab. Das muss man sich wie eine Matrix aus Time-to-Arrival, Zimmertyp, Wochentag, Reservierungsbedingung und Buchungsstand vorstellen, um nur die wichtigsten Faktoren zu nennen. Vor Ort ist es dann die Aufgabe des Teams die Gäste mit Qualität und Herzenzwärme zu begeistern, damit unser Revenue und die Gästezufriedenheit im Einklang sind. Dann haben wir alles richtig gemacht.
Wir freuen uns darauf, die Gemeinschaft auf der Independent Hotel Show München am 20. und 21. November zusammenzubringen. Sichern Sie sich hier Ihr kostenloses Ticket.